Treue Freunde und Helfer: So vielfältig helfen Hunde Menschen

Treue Freunde und Helfer

So vielfältig helfen Hunde Menschen

Hunde? Das sind doch die treuen Kerlchen, die bellen, wenn der Briefträger kommt, gerne auf der Couch dösen und mindestens zweimal am Tag einen Auslauf einfordern? – ein typischer Gedanke, wenn Gespräche aufs Thema Bello kommen.

Hunde sind die beliebtesten Haustiere weltweit. Meist sind sie aber tatsächlich nur der „gute Freund“, der seinen Besitzern Gesellschaft leistet, tröstet und sich schwanzwedelnd von Besuchern streicheln lässt, echte Familientiere eben.

Aber: Canis lupus familiaris, der domestizierte Wolf und seine Nachkömmlinge, sind auch eine der intelligentesten Tierarten auf diesem Planeten – gut, vielleicht nicht jeder Hund, das zeigt dieses Rassen-Ranking des Kanadischen Psychologen Stanley Coren, aber die meisten von ihnen sind wesentlich cleverer als beispielsweise Füchse, denen der Volksmund ja besondere Schläue nachsagt. Welche üblichen Haustiere können schon so vielfältige und zahlreiche Kommandos erlernen und auch über einen längeren Zeitraum behalten? Die wenigsten.

Und weil der Hund sich dank seiner Intelligenz Tag für Tag überall auf der Welt auch in vielfältigster Weise zum Wohle der Menschen verdient macht, widmen wir ihm den folgenden Artikel. Er soll einen kleinen Einblick geben, wie falsch das Klischee vom auf der Chaiselongue liegenden, Wurstsemmel-verspeisenden Spaßvogel ist.

1. Der Blindenhund

Denkt man an helfende Hunde, fällt wohl als erstes der Blindenhund ein. Seine Verwendung geht bis aufs ausgehende Mittelalter zurück. Prinzipiell dient er Sehbehinderten dazu, sich in einem Alltag voller Menschen, Verkehr und Hindernissen besser zurechtzufinden, als es mit Hilfe eines Blindenstocks möglich wäre. Grundgerät, um das ausführen zu können, ist das Führungsgeschirr. Ein Harnisch, das der Vierbeiner um die Brust trägt und an dessen Ende ein kurzer stabiler Griff befestigt ist. Damit bekommen Sehbehinderte ein wesentlich besseres Richtungs-Feedback als bei einer herkömmlichen Leine. Ein kleiner Auszug aus der „Stellenbeschreibung“ dieser Spürnasen:

  • Suchen und Hinweisen auf Ampeln, Fahrstühle, freie Sitzplätze usw. Hat der Hund diese gefunden, zieht er den Besitzer dorthin und bleibt dann stehen.
  • Führen des Blinden um Hindernisse herum, auch um solche, die für den Hund selbst kein echtes Hindernis sind, etwa Gehsteigkanten oder eine Pfütze.
  • Richtiges Erkennen von und Reagieren auf plötzlich auftretende Situationen.
  • Verweigern von Befehlen, die seinem Besitzer schaden könnten (etwa bei Rot über eine Ampel zu gehen).

 

Ein ausgebildeter Blindenhund beherrscht an die 80 verschiedene Grundkommandos, kann diese Kenntnisse aber durch ausgiebige Schulungen noch beträchtlich ausbauen. Damit die Vierbeiner das alle von der Pike auf erlernen, beginnt ihre Ausbildung bereits im Alter von acht Wochen: Hundeführschulen suchen sich dann bei geeigneten und renommierten Züchtern Welpen aus und testen diese auf Intelligenz, Wesensstärke und andere Parameter. Während seines ganzen ersten Lebensjahres wird der Hund nur auf diese Aufgabe vorbereitet und ist erst mit mindestens einem Jahr ein „fertiger“ Blindenhund.

2. Der Such- und Rettungshund

Der oft lebensrettende letzte Ausweg für Menschen in Not sind Rettungshunde: Sie sind es, die in vielfältigsten Situationen, von verwirrten und ausgerissenen Senioren bis zu Großkatastrophen wie Erdbeben und Lawinen, Menschen suchen, finden und bergen. Durch ihre feine Nase können sie auch dort noch Leute finden, wo sämtliche anderen Techniken versagen oder erst gar nicht zum Einsatz kommen können. Dass Bello in Trümmern eingeschlossene finden kann, wurde erst relativ spät, im Zweiten Weltkrieg, durch Zufall herausgefunden: Nach schweren Bombenangriffen kam es immer wieder vor, dass Hunde unter den Häusertrümmern eingeschlossene Menschen erschnupperten und die Rettungsmannschaften durch lautes Bellen darauf aufmerksam machten.

Nach dem Krieg begann, von Europa ausgehend, die gezielte Ausbildung von Tieren für genau solche Such- und Rettungseinsätze. Die Anforderungen wurden dabei immer weiter verfeinert und sind heute weltweit mehr oder weniger einheitlich:

  • Ruhiges aber abenteuerlustiges Wesen ohne herausstechende Merkmale wie Aggression oder Angst.
  • Sehr hohe Lernfreudigkeit.
  • Mittlere Größe und vor allem begrenztes Körpergewicht, damit das Tier auch auf fragilen Trümmerbergen agieren kann.
  • Bedingungsloser Gehorsam in allen Situationen.

 

Oberster Vorgesetzter aller Rettungshunde ist der UN-Nothilfekoordinator OCHA. Er ist nicht nur für einheitliche Ausbildungen zusätzlich, sondern auch für die Einsätze der national organisierten Hundeteams im Falle von Großkatastrophen. Wenn also beispielsweise in Südostasien ein Tsunami die angrenzenden Landstriche verwüsten würde, käme die Österreichische Rettungshundebrigade wahrscheinlich unter OCHA-Oberkommando dort zum Einsatz. Die Ausbildung dieser Profi-Hunde beginnt ebenfalls schon im Welpenalter und dauert, weil jeder Hund auf einen Führer trainiert wird, bis zu zwei Jahre. In besonderen Situationen, etwa bei großen Trümmerfeldern, tragen die Rettungshunde sogar eine Art Stiefel an ihren Pfoten, damit sie sich nicht verletzen.

3. Der Assistenzhund

Abgesehen vom Blindenhund gibt es auch noch andere Aufgaben, mit denen Bellos behinderten oder auf sonstige Weise körperlich eingeschränkten Menschen das Leben erleichtern können. Prinzipiell sind ihre Aufgaben dabei gleich: Sie können durch ihre ausgeprägten Sinne und die hohe Intelligenz so trainiert werden, dass sie dem Menschen nicht zur Verfügung stehende Fähigkeiten bis zum einem gewissen Grad oder sogar gänzlich ersetzen können. Einige Formen der Assistenzhunde:

  • Gehörlosenhunde kommen als Hilfe für Hörbehinderte zum Einsatz. Sie zeigen akustische Signale (Telefon, Wecker, Türklingel, Rufe von Menschen usw.) dem Besitzer an und führen ihn auch zur Quelle des Geräuschs.
  • Medidogs, auch als medizinische Signalhunde bekannt, haben wohl das feinste Gespür aller Assistenzhunde. Dies setzen sie dafür ein, Menschen mit Diabetes vor einer Über- oder Unterzuckerung zu warnen. Andere Medidogs können Epileptiker oder deren Umfeld auf einen bevorstehenden Anfall hinweisen. Sehr alt ist dieses Konzept noch nicht: Der erste österreichische medizinische Signalhund wurde erst 2012 an ein Mädchen mit Diabetes übergeben.
  • Servicehunde sind die Alltagshelfer von motorisch eingeschränkten Menschen, etwa Behinderten, aber auch Senioren. Sie regeln all das, was für diese Personen nur schwer oder gar nicht zu bewältigen wäre: Beispielsweise das Betätigen von Schaltern, Aufheben von Gegenständen, Öffnen von Türen und zudem sind große, starke Servicehunde durchaus auch als Stütze zu gebrauchen.

 

In Österreich werden Assistenzhunde rechtlich vom Bundesbehindertengesetz anerkannt. Das bedeutet, dass für sie die meisten Regeln, die für „normale“ Haushunde gelten, nur sehr eingeschränkt oder gar nicht zur Anwendung kommen. Assistenzhunde müssen weder einen Maulkorb tragen noch bleibt ihnen der Zugang zu jedweden Einrichtungen und nicht einmal Lebensmittelgeschäften verwehrt. Austrian Airlines erlaubt den Tieren sogar das Mitfliegen in der Kabine, wo andere Hunde den Flug im Frachtraum absolvieren müssen.

4. Der Therapiehund

Auch der Therapiehund, der Menschen mit vielfältigsten Krankheiten und Behinderungen von Down-Syndrom bis hin zu Autismus und Sprachproblemen hilft, ist noch kein alter „Beruf“ für die Vierbeiner: Erst in den 1970ern stellte eine Krankenschwester namens Elaine Smith fest, dass der Zustand ihrer Patienten sich immer dann spürbar verbesserte, wenn vorher der Pfarrer des Krankenhauses in Begleitung seines Golden Retrievers bei ihnen zu Besuch gewesen war. Die Krankenschwester startete daraufhin ein Programm, um weitere Hunde auszubilden – das Programm ist heute im Laien-Pflegebereich noch als Besuchshund bekannt, also Hunde, die einfach nur durch ihr freundliches Wesen und ihre Anwesenheit Kranken helfen können.

Die professionelle Fortführung von Frau Smiths Idee sind ausgebildete Therapiehunde. Sie unterteilen sich in aktive und reaktive Tiere. Erstere fordern zum Spiel auf, letztere reagieren nur auf Ideen „ihrer“ Patienten. Das Einsatzspektrum ist so vielfältig wie die Hunderassen, die den Beruf ausüben können:

  • Sie helfen im Bewegungs- und Balancetraining von motorisch eingeschränkten Menschen
  • Bei Angststörungen können Hunde zu deren Bewältigung beitragen.
  • Der Kontakt mit Therapiehunden kann Heilungsprozesse beschleunigen.
  • Im Spiel fördern sie die Merkfähigkeit und die Modulation von Sprache

 

Neben diesen vier Punkten existieren noch gut zwei Dutzend weitere Aufgaben, bei denen Therapiehunde zur Anwendung kommen. Auch bei diesen Tieren dauert die Vorbereitung auf ihre Arbeit ungefähr ein Jahr, einen ausführlichen Blick in die Ausbildungsinhalte gibt es hier. Und weil die Hunde nur im Team mit einem Menschen eingesetzt werden, müssen auch diese eine entsprechende Ausbildung im medizinischen und sozialen Bereich absolviert haben. In Österreich gilt zudem seit Jänner 2016, dass alle Hunde-Teams sich einer staatlichen Prüfung unterziehen müssen, damit die Tiere die offizielle Bezeichnung eines Therapiehundes tragen dürfen – hier die entsprechenden Richtlinien.

Fazit

Hunde sind die leider viel zu selten besungenen Helden der Tierwelt, die wie keine Art dem Menschen auf vielfältigste Weise helfen. Dass jeder seinen Hund mit Liebe und Respekt behandeln sollte, versteht sich von selbst. Aber wenn Ihr Hund Ihnen das nächste Mal einen Tennisball, einen Stock vor die Füße legt und freudig schwanzwedelnd darauf wartet, dass Sie ihn werfen, damit er apportieren kann, vergessen Sie eines nicht: Die Fähigkeiten, die Bello bei diesem Spiel und auch der schnüffelnden Suche nach Leckerlis und den Botschaften andere Hunde an den Tag legt, sind haargenau die gleichen, die anderswo auf der Welt vielleicht just in diesem Moment einem anderen Hund dazu verhelfen, eine unter Trümmern eingeschlossene Person zu finden, einem behinderten Kind ein Lächeln abzuringen oder einem blinden Menschen den Eingang zum Supermarkt zu zeigen. Und aus diesem Grunde lässt sich auch mit Fug und Recht sagen: Ob Dänische Dogge, Yorkshire Terrier oder bunte Promenadenmischung, in allen davon steckt ein echter Held!

 



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