Mama ist schuld?!

Wenn sich ein Baby ankündigt, geschehen drei Dinge: Ein neues Leben entsteht, und überall wo man hinschaut, sieht man plötzlich Kinderwägen und niedliche Babys. Und noch etwas verändert sich nachhaltig –


Etwas, dass Sie von nun an für den Rest Ihres Lebens begleiten und auch in noch so vollkommenen Momenten der Zufriedenheit wie ein ungebetener Gast vorbeischauen wird: die Schuldgefühle.

 

Es ist, als hätte sich mit Ihrer Schwangerschaft ein Schalter in Ihrem Kopf umgelegt

Ganz gleich, was Sie auch tun, Sie fühlen sich schuldig. Auf einmal fallen Ihnen all die Fehltritte ein, die Sie sich während Ihrer Schwangerschaft oder in den Jahren davor geleistet haben: Ihrem Mondkalender nach zu urteilen war der Zeugungstag Ihres ungeborenen Kindes zur absolut falschen Zeit, Sie haben als Teenager viel lieber Pommes statt gesundem Obst gegessen, Sie haben Ihr neugeborenes Kind nach der Entbindung erst nach fünf Sekunden im Arm gehalten, wodurch Ihre Bindung zueinander sicherlich nachhaltig beeinträchtig wird. Sie haben Ihr Kind nicht gestillt, sondern mit dem Fläschchen gefüttert und Sie haben ihm kein selbstgemachtes Kürbis-Birnen-Karotten-Püree zubereitet, sondern auf die Gläschen-Variante aus dem Supermarkt zurückgegriffen. Schwer zu sagen, was davon Ihr schlimmstes Vergehen ist…

 

Es spielt nicht die geringste Rolle, wie sehr wir uns bemühen, alles richtig zu machen. Wir fühlen uns dennoch schuldig und sind fest davon überzeugt, auf irgendeine Art und Weise versagt zu haben. Und das alles wird noch viel, viel schlimmer, ab dem Zeitpunkt, an dem Sie wieder anfangen zu arbeiten.

Schuldgefühle sind ein Fluch, der auf vielen von uns liegt

Der innere Kampf, den sowohl Working-Moms als auch Mütter, die zuhause bleiben, kämpfen ist vermutlich einer der unerbittlichsten. Working Moms haben ein schlechtes Gewissen, weil Sie Ihre Kinder in die Obhut eines Kindergartens oder einer Tagesmutter geben und daheim bleibende Mütter fühlen sich schuldig, weil Sie nicht arbeiten. Egal, zu welcher Gruppe Sie selbst zählen, die Selbstvorwürfe werden ihren Weg auch zu Ihnen finden. Schuldgefühle sind für alle da, greifen Sie nur zu!

 

Ein Teil des Problems ist die Flut an gut gemeinten Ratschlägen, die von allen Seiten auf uns einströmen und uns nahelegen, was wir tun „sollten“. Dazu wird noch jeden Monat eine neue bahnbrechende und alles verändernde Statistik veröffentlicht: Mal heißt es, Kinder, die regelmäßig fetthaltigen Fisch essen, gewännen mit drei Mal höherer Wahrscheinlichkeit den Nobelpreis für Physik und schon eine Woche später wird die Auffassung vertreten, dass Lachs das allerschlimmste ist, was man seinem Kind geben kann – Finger weg!

 

Kindertagesstätten sind angeblich der schnellste Weg, „Babys erste Verhaltensauffälligkeit“ zu entwickeln, also bloß zuhause bleiben mit den Kleinen! Und schnell am nächsten Tag wieder hin, denn Sie haben doch diese eine Studie gelesen, in der stand, dass Kindergärten die sozialen Kompetenzen fördern.

Die Verwirrung ist berechtigterweise groß: Was denn nun?!

Viele von uns sind unwahrscheinlich froh darüber, so viele Wahlmöglichkeiten zu haben. Aber so toll diese Vielfalt an Möglichkeiten auch sein mag; mit der Wahl kommen die Schuldgefühle als unerwünschtes Extra oben drauf. Denn dass wir zwischen A oder B (oder C, D, E oder F…) wählen können, bedeutet auch, dass wir uns dem Risiko aussetzen, von anderen oder uns selbst angeklagt zu werden, genau die FALSCHE Wahl getroffen zu haben. Eine Wahl, die unseren Kindern schaden, sie unglücklich machen könnte oder einfach nicht „das Beste“ für sie ist – was auch immer das sein mag.

 

Können wir überhaupt jemals gewinnen? Die Antwort darauf lautet: Ja, das können wir! Und der Weg dorthin ist geradezu lachhaft simpel und liegt ganz allein in unserer Hand: Wir können uns dafür entscheiden, uns nicht schuldig zu fühlen.

 

So einfach ist das. Wenn Sie nicht mehr auf die kleine gemeine Stimme in Ihrem Kopf hören, die Ihnen sagt, was Sie zu tun oder zu lassen haben und ihnen einredet, dass Sie keine gute Mutter sind, werden Sie sich glücklicher und ausgeglichener fühlen. Wenn Sie in Ihrem Inneren eigentlich wissen, dass Sie die meiste Zeit Ihre Aufgabe als Mutter perfekt meistern, können Sie sich nahezu sofort von Ihren Schuldgefühlen befreien. Kein Mensch tut 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche immer nur das richtige – Mütter bilden da keine Ausnahme. Und das ist vollkommen in Ordnung.

 

Ich bin der Meinung, dass man aufhören sollte, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was man besser, schneller, perfekter machen könnte und sich stattdessen darauf konzentrieren sollte, den Weg zu finden, der am besten zu einem selbst passt. Und dieser sieht für jede Familie und für alle Eltern unterschiedlich aus – an jedem einzelnen Tag. Denn „gut genug“ ist eben manchmal einfach wirklich „gut genug“.

 



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