Ein Baumhaus bauen, Bauernhoftiere füttern, Walderdbeeren pflücken und bis zum Dunkelwerden draußen im Grünen spielen: So stellen sich viele die ideale Kindheit vor. Das Landleben ermöglicht viel Freiraum zum Spielen und Erkunden. Aber auch die Stadt bietet Kindern einiges, denn dort gibt es oftmals ein besser ausgebautes Betreuungsangebot, kurze Wege und kulturelle Vielfalt.
Stadt oder Land: Was ist besser für Kinder?
Sobald Paare Eltern werden, überdenken viele die Entscheidung für einen Wohnort neu und stellen sich die Frage: Ist die Lebensqualität für unsere Familie auf dem Land oder in der Stadt besser? Eine glückliche Kindheit ist jedoch nicht unbedingt an eine bestimmte Umgebung gebunden. Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt können Kinder zufrieden aufwachsen. Vor- und Nachteile haben beide Varianten. Daher sollten Familien vor der Entscheidung für einen Umzug beide Seiten genau abwägen.
Kinder brauchen andere Kinder
Für Kinder ist es zunächst einmal wichtig, andere gleichaltrige Spielkameraden um sich zu haben. Ob dies innerhalb einer Hochhaussiedlung oder in der Dorfgemeinde geschieht, ist für sie erst einmal zweitrangig. Die Interaktion mit anderen Kindern ist wichtig, um vielfältige soziale Kompetenzen außerhalb des Familienkreises zu erlernen. Auf dem Land herrscht oft ein enger Zusammenhalt in der Nachbarschaft – ideal ist es, wenn dort ebenfalls Familien mit Kindern im etwa gleichen Alter wohnen, mit denen Ihr Kind sich zum Spielen verabreden kann. In der Stadt besuchen Kinder in der Regel früher als auf dem Land Betreuungseinrichtungen und treffen dort automatisch auf Gleichaltrige. Vermischen sich in der Kita unterschiedliche Nationalitäten und Kulturen, erlebt Ihr Kind schon früh kulturelle Vielfalt und lernt andere Lebensentwürfe kennen.
Freie Wahl bei der Wohnraumsuche?
Im Idealfall haben Sie die freie Wahl, wo Sie mit Ihrer Familie leben möchten und können zwischen dem Häuschen im Grünen, der Großstadt und allem dazwischen auswählen. Doch oft entscheidet die finanzielle und die berufliche Situation der Familie darüber, wo sich eine Familie niederlässt. Und auch die familiäre Konstellation spielt dabei eine Rolle: Vielleicht haben Sie ältere Angehörige, in deren Nähe Sie bleiben möchten, weil Sie diese pflegen. Oder Ihre Angehörigen sind noch fit und unterstützen Sie neben Ihrem Babysitter im Alltag bei der Kinderbetreuung. Dies alles sind wichtige Faktoren, die die Entscheidung für die Stadt oder das Land maßgeblich prägen.
Natürlich wollen Sie als Eltern in erster Linie eine Entscheidung treffen, die die beste für Ihr Kind ist. Jedoch sollten Sie bei der Entscheidung für oder gegen einen Umzug aufs Land bzw. in die Stadt Ihre eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten nicht außer Acht lassen. Auch Sie als Eltern sollten mit Ihrer Entscheidung glücklich sein.
Freiraum und Natur auf dem Land
Kindern, die auf dem Land aufwachsen, steht ein größerer Radius zur Verfügung, den sie selbstständig beim Spielen erschließen können. Da sie früher alleine losziehen und sich auf Erkundungstour begeben, sind sie meist schneller selbstständiger und autonomer als Stadtkinder. Ein Kind, das mitten in der Stadt lebt, verlässt sein Zuhause in der Regel nicht alleine, um auf den Spielplatz zu gehen, sondern befindet sich in Begleitung seiner Eltern. Dadurch ist ein Kind in der Stadt länger von seinen Eltern abhängig als ein Kind auf dem Land.
Wer weiter draußen wohnt, muss jedoch auch oft längere Wege in Kauf nehmen, denn der Arbeitsplatz, die Kita oder der Supermarkt liegen nicht unbedingt nah beieinander. Auf dem Land gibt es oft kein so vielfältiges Betreuungsangebot wie in den Städten. Auch das Kultur- und Freizeitangebot sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ist vergleichsweise begrenzt. Für kleine Kinder ist dies noch recht unproblematisch. Doch mit fortschreitendem Alter – spätestens mit der Pubertät – kann es zum Problem werden, wenn das nächste Kino oder die Diskothek eine Stunde entfernt sind und der letzte Bus um 19 Uhr fährt.
Kurze Wege und kulturelle Vielfalt in der Stadt
Berufstätige Eltern haben es in der Stadt oft leichter, da Arbeitsplatz, Kita, Schule und Wohnung näher beieinander liegen. So geht weniger Zeit für Fahrwege verloren.
Da Natur für Kinder nicht in gleicher Weise wichtig ist wie für Erwachsene, ist es auch nicht unbedingt ein Nachteil, wenn vor der Tür keine weitläufigen Felder, Wiesen und Wälder zur Verfügung stehen. Auch auf dem Spielplatz oder in einem Park finden Kinder einen Weg, sich Bereiche zu erschließen und fantasievoll zu spielen. Das Zusammensein mit anderen Kindern ist auch hier oft wichtiger als unberührte Natur.
In der Stadt besteht jedoch die Gefahr für eine „verinselte Kindheit“. Diese Bezeichnung verwenden Experten, wenn Kinder sich nur in einem sehr kleinen Radius frei bewegen können. Untersuchungen zufolge beträgt dieser Radius in der Stadt heutzutage gerade einmal 500 Meter – in den sechziger Jahren waren es noch mehrere Kilometer.
Die eine ideale Lösung, die für alle Familien anwendbar ist, gibt es, wie so oft, auch hier nicht. Die Entscheidung, in die Stadt oder aufs Land zu ziehen, bleibt letztlich eine individuelle. Jede Familie ist anders, setzt andere Prioritäten und sollte für die eigene Situation abwägen, welcher Wohnort für sie am besten geeignet ist.